Vogel des Jahres 2018

Ein Star auf der Bühne des Kleingartens, der Vogel des Jahres 2018 (Foto: Nabu)

Als ich vor 15 Jahren nach Schöneberg zog, hörte ich jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang im Hinterhof des Nachbarhauses einen riesen Knall, fast wie ein Kanonenschuss. Abends gab es ein schnattern und singen, nach Sonnenuntergang wurde es gespenstisch still. Dabei schliefen keine 10m weiter hunderte gefiederter Nachbarn. Ein Starenschwarm lebte in dem 20m hohen Knöterich der die Hauswand überwucherte. Die Tiere flogen gemeinsam fort und kamen gemeinsam wieder, daher der laute Knall, wenn hunderte Flügel gleichzeitig Wind unter die Federn bekommen…

Fast vier Jahre lebte ich in dieser bezaubernden Nachbarschaft. Abends sagte meine kleine Tochter den Vögeln GUTE NACHT und morgens wachten wir gemeinsam mit unseren federleichten Freunden auf – ein gutes Gefühl. Bis die Hausverwaltung beschloss den Knöterich massiv einzukürzen. Einige Bewohner hatten sich über den Kot beschwert. Noch heute vermisse ich schmerzlich meine gentrifizierten Nachbarn aus den ersten Jahren…

Ich habe auch nie wieder einen so großen Schwarm Stare gesehen. Kein Wunder, der Vogel, den wir nicht nur in Kinderliedern besingen ist mittlerweile auf der roten Liste als gefährdet eingestuft. Eine entsetzliche Vorstellung, wenn wir auch noch den Star unter unseren Gartenbewohnern ausrotten. Denn ein Star ist das 20 cm große Tier wirklich! Er kann Vogelgesang genauso imitieren wie Handygeräusche. Sogar eine urheberrechtliche Auseinandersetzung geht auf die Kappe des Vogels mit der auffälligen Brustfärbung: Als eine CD mit Vogelgezwitscher veröffentlicht wurde, meinte man die „Ursonate“ von Kurt Schwitters zu hören zu können.

Man muss nicht Dada Fan sein (wiewohl, schaden tut´s nicht) um etwas für den kleinen Allesfresser zu tun. Unsere Gärten bieten eine gute Möglichkeit dazu: Ein Brutkasten mit einem 45mm großen Einflugloch kann man leicht selber bauen und wenn man gleich zwei aufhängt und noch einen für den Nachbarn mit baut, hat man schon viel getan und die Zeit bis zur Gartensaison verkürzt. Der Star liebt eine kleine Stange vor dem Einflugloch, wenn man Glück hat, nutzt er diese als Bühne für seine Imitationskünste. Auf der Seite vom NABU findet sich eine Bauanleitung.
Selbstverständlich ist auch ein Garten ohne Gift.                                                           Keine Angst vor der großen Liebe der kleinen Tiere zu Kirschen und Co.: Neuste Forschungen haben ergeben, dass Vogelgezwitscher das Wachstum der Pflanzen anregt. Außerdem habe ich noch nie wirklich alle Kirschen von meinem Baum ernten können, es sind einfach zu viele – wenn ein paar Stare einen Teil davon essen, kann ich sehr gut damit leben….

 

Stare treten meist in Schwärmen auf (Foto: Nabu)